Drei neue Cemani-Hennen
(Hühnerweide, 17.05.2025) Florence und Brigitte sind nicht mehr allein. Heute sind die drei neuen Cemani-Hennen angekommen.
Florence feiert diesen Sommer ihren zwölften Schlüpftag. Die Zwergwyandotte ist das letzte der Pionierhühner, die am 1. August 2013 auf der Hühnerweide angekommen sind (siehe News vom 01.08.2023).
Ihre Begleiterin Brigitte, ein Cemani-Huhn, ist mit acht Jahren auch nicht mehr die Jüngste (siehe siehe News vom 31.03.2017).
Die Gruppe musste daher dringend ergänzt und verjüngt werden: Heute sind drei Cemani-Junghennen angekommen. Geschlüpft sind sie am 24. März 2025 in Obstalden (GL) oberhalb des Walensees und haben dort auch die ersten Lebenswochen verbracht.
Die Fahrt in einer Kartonschachtel haben sie gut überstanden.
Zur reibungslosen Angewöhnung an die bereits dort lebenden Tiere, verbringen die Neuen ihre ersten Wochen auf der Hühnerweide in einem Übergangsheim von Eglu (siehe auch Neuigkeit vom 2. Juni 2016). Von der Hühnerweide aus haben sie an schönen Tagen direkten Blick auf den Mürtschenstock, der ganz in der Nähe ihres Schlüpforts liegt. Die Luftlinie beträgt knapp sechzig Kilometer.

Die drei Cemani-Junghennen in ihrem Übergangsheim (Bild links), Inspektion, ob alles in Ordnung ist (Bild rechts)
Namen erhalten die drei Ninjas erst, wenn Klarheit besteht, dass es sich ausschliesslich um Hennen handelt, d.h., sich kein Hahn im «schwarzen Block» befindet. Bis sie beginnen, Eier zu legen, erhalten sie ein spezielles Aufzuchtfutter für Legehennen. Körner und Cassis-Beeren schmecken ihnen fast noch besser.
Verwandschaft
Cemani-Hühner sind ziemlich flink und fallen nicht durch eine ausgeprägte Rücksichtnahme auf – zum Beispiel bei der Jagd auf Spatzen oder im Umgang untereinander. Wären sie etwas grösser, könnten sich Begegnungen mit ihnen zu einer ernsten Angelegenheit entwickeln. Sie erinnern in einem gewissen Sinne an die Raptoren im Film «Jurassic Park» – quasi Kleinformat.
Im Streichelzoo
Raptoren (im paläontologischen Sinne) sind eine Gruppe kleiner bis mittelgrosser fleischfressender Dinosaurier, darunter bekannte Gattungen wie Velociraptor oder Deinonychus. Diese Tiere gehören zur Gruppe der Theropoden, einer Untergruppe der Dinosaurier.
Vögel – und damit auch Hühner – stammen direkt von kleinen Theropoden ab. Das bedeutet, sie sind nicht nur entfernt verwandt, sondern sind selbst eine Art von Dinosaurier.
Huhn ist also gewissermassen ein moderner Mini-Raptor im Federkleid.
Das lässt sich in vielerlei Hinsicht belegen:
- Fossilien zeigen gefiederte Theropoden mit vogelähnlichem Brustbein, Schnäbeln und sogar Eiern, die denen heutiger Vögel ähneln.
- Genetische Studien haben gezeigt, dass das Erbgut von Vögeln viele Gemeinsamkeiten mit Dinosauriern aufweist.
- Anatomische Ähnlichkeiten
- Hohle Knochen – Sowohl Theropoden (z.B. Velociraptor) als auch heutige Vögel weisen luftgefüllte, hohle Knochen auf – das reduziert das Gewicht bei gleichzeitig hoher Stabilität.
- Beckenstruktur – Das Becken ist bei beiden Gruppen vogelförmig («opisthopubisch»), bei dem der Schambeinfortsatz nach hinten zeigt – eine Anpassung, die bei Theropoden wie Velociraptor ebenfalls auftritt.
- S-förmiger Hals – Ein markantes Merkmal ist der S-förmige Hals, der sowohl bei Raubdinosauriern als auch bei Vögeln auftritt.
- Dreizehige Füsse – Hühner und Raptoren haben drei tragende Zehen (manchmal mit einem vierten, rückwärts gerichteten Zeh), mit sehr ähnlicher Anordnung der Mittelfussknochen. Viele Raptoren hatten eine stark gebogene Sichelkralle am zweiten Zeh – diese fehlt Vögeln, aber die Grundstruktur des Fusses ist vergleichbar.
- Grosse Augenhöhlen – Beide Gruppen haben relativ grosse Augenhöhlen mit nach vorne gerichteten Augen – Hinweis auf gutes räumliches Sehen (Raubtiermerkmal).
- Reduzierter Kieferknochen – Vögel und viele kleine Theropoden zeigen eine Verkleinerung und Umstrukturierung des Kiefers, inklusive der Tendenz zum Verlust der Zähne (Vögel haben Schnäbel, viele späte Theropoden hatten bereits reduzierte Zahnreihen oder keratinisierte Schnabelansätze).
- Gehirnkapsel – Die Gehirnkapsel (Neurokranium) bei einigen Raptoren ist erstaunlich vogelähnlich – gross, mit gut entwickeltem Gleichgewichtsorgan und Sehnervkanälen.
- Genetische Veranlangung des Verhaltens: Vom Verhalten heutiger Hühner lassen sich mit gewissen Einschränkungen Rückschlüsse ziehen auf das Verhalten von Raptoren. Viele Verhaltensweisen sind genetisch tief verankert, also evolutiv konserviert. Da Hühner direkte Nachfahren der Raptoren sind, haben sie wahrscheinlich bestimmte Verhaltensmuster geerbt, die auch ihre Vorfahren zeigten. Dennoch ist Verhalten nicht nur genetisch vererbt, sondern wird auch stark durch Umwelt, Lernprozesse und Gehirnkapazität beeinflusst.
- Brutpflege und Nestverhalten – Viele Theropoden, z.B. Oviraptor oder Troodon, wurden fossil brütend auf Nestern gefunden; ähnlich wie ein Huhn heute auf seinen Eiern sitzt. Diese Haltung und das Bewachen der Eier zeigen ein sozial geprägtes Brutverhalten, wie man es auch bei Hühnern sieht.
- Soziale Hierarchie («Hackordnung») – Hühner leben in Gruppen mit klarer Rangordnung – das sogenannte Dominanzverhalten (z.B. wer zuerst frisst). Auch bei vielen Dinosauriern, besonders kleinen Theropoden, gibt es Hinweise auf Gruppenverhalten und womöglich eine ähnliche soziale Struktur.
- Scharr- und Putzverhalten – Hühner scharren nach Nahrung und zeigen ausgeprägtes Gefiederpflegeverhalten (Putzen, Staubbaden). Fossile Raptoren mit Federn legen nahe, dass auch sie sich aktiv pflegten, möglicherweise zum Temperaturausgleich oder zur Parasitenkontrolle.
- Beutefangverhalten – Raptoren wie Velociraptor waren kleine, flinke Jäger. Hühner zeigen noch heute jagdähnliches Verhalten, etwa beim Fangen von Insekten, Spatzen oder Mäusen – sie jagen, packen und verschlucken Beute mit einem schnellen Schnabelhieb. Dieses Verhalten könnte ein Überbleibsel des aktiven Beutefangs sein.