Totos lustige Lotto-Abenteuer
Nach dem amerikanischen Original «Toto's fortunate, but fictitious lottery adventures» von Henry Montjoy.
«If it no go so, it go near so» – jamaikanisches Sprichwort aus «A Brief History of Seven Killings» von Marlon James
Totos Berufswunsch
Anlageberater. Toto Mottogrotto träumt davon, anderen Menschen zu helfen, ihr Geld gewinnbringend anzulegen. Da er sich jedoch mit Finanzinstrumenten noch wenig auskennt, will er zunächst selber einschlägige Erfahrungen sammeln. Sein Patenonkel, der Toto in seinem Bestreben unterstützt und von Toto «Götti» genannt wird, hat ihm – quasi zu Ausbildungszwecken – 500 Franken Startkapital geschenkt (und ihm später wiederholt ausgeholfen; siehe unten «Rettung aus grösster Not», «Die zweite Rettung» sowie «Winning Isn't Everthing»).
Ein Mann der Tat
Der Plan liegt auf der Hand: Toto will beim Schweizer Zahlenlotto mitspielen. Solange das Geld reicht, wird er für die beiden Wochenziehungen – am Mittwoch- und am Samstagabend – jeweils zwei Tipps (vorgeschriebenes Minimum) abgeben. Der Spieleinsatz pro Tipp beträgt 2 Franken und 50 Rappen. Sein erster Tipp bleibt stets unverändert (Dauertipp) und setzt sich aus seinen sechs persönlichen Lieblingszahlen 8, 10, 20, 21, 27, 36 sowie der Glückszahl 2 zusammen. Den zweiten Tipp ermittelt er jeweils rein zufällig. Toto hat sogar ein kleines Glücksrad gebastelt, um dem Geheimnis des Lottospiels auf die Spur zu kommen. Insgeheim hofft er natürlich, eines Tages die richtigen Kugeln vorherzusagen.
Wer Totos Glücksrad mitbenutzen will, kann dies hier tun:


1. Spieltipp: | 8, 10, 20, 21, 27, 36 + 2 | |
2. Spieltipp: | 7, 15, 25, 32, 35, 36 + 1 |
Wer nichts wagt, der nichts gewinnt
Von seinen Kollegen wird Toto gehänselt, weil doch die Gewinnchancen im Lotto verschwindend klein sind. Totos professionelle Haltung dazu: Nur wer teilnimmt, darf hoffen und kann auch gewinnen (Toto wörtlich: «Dem Glück eine Stimme geben» und «nur drinnen kann man auch gewinnen» [im engl. Original: «You've got to be in it to win it»]). Alle anderen sind von vornherein ausgeschlossen. Wahrlich ein riesiger Unterschied.
Auf dieser Seite verfolgen wir gespannt Totos Spielerfolg. Nach jeder Ziehung führt er die Einträge nach.
Tipps für die nächste Ziehung
Die nächste Ziehung findet am Wochentag, Datum statt. Im Jackpot befinden sich Betrag Millionen Franken. Toto setzt auf folgende Zahlen:
Tipp 1: | 8, 10, 20, 21, 27, 36 + 2 | (Totos Dauertipp) | |
Tipp 2: | Zufallstipp | (zufällig gewählt) |
Mittlerweile ist Toto ein richtiger Zahlenakrobat geworden und jongliert wie wild mit Tipps. Die Verkäuferinnen am Kiosk kennen ihn bereits und fiebern jeweils mit.
In der Zeit zwischen zwei Ziehungen bildet sich Toto weiter. Hier ist auf er sprudelnde Quellen der Inspiration gestossen:
- Der Wikipedia-Eintrag zu Lotto erklärt alles Wissenswerte zum Lottospiel.
- Die «Teilnahmebedingungen von Swiss Los»
bilden den Rahmen des Schweizer Zahlenlottos.
- Das Buch «Elementare Wahrscheinlichkeitstheorie und stochastische Prozesse» von K. L. Chung hat Toto eine neue Welt eröffnet.
- Die Unterlagen zum Geburtstag der Wahrscheinlichkeitsrechunung
aus Totos Lotto-Kurs haben ihn die Bedeutung der Glücksspiele bei der Entdeckung der modernen Wahrscheinlichkeitstheorie erkennen lassen.
- Das Buch «The Winner Takes All» von Christina Binkley sowie die Reportage «Wall Street Goes To Vegas» von Planet Money haben Toto in die amerikanische Glücksspiel-«Industry eingeführt.
- Der Artikel «Wie Lottospiel die Kunst fördern hilft» (Neue Zürcher Zeitung, 30.03.2017) tröstet Toto in Momenten, wo sein Einsatz nicht den erhofften Gewinn eingespielt hat.
- Toto findet es schade, dass es keine Lotto-Fonds für Privatanleger gibt. Ihm schwebt etwas wie ein «Dynamic Global Diversification Lottery Fund» vor.
- Kein Anlageberater der, sich in einem ganzheitlichen Sinn nicht mit Steuern auskennt – Profis sprechen deshalb gerne von einem «holistic & integrated lifetime approach». Lotto-Experten sollten deshalb auch die steuerlichen Implikationen eines Gewinns antizpieren. Toto versucht, an alles zu denken.
- Toto träumt vom grossen Gewinn.
- Toto war verzweifelt, da sich der Erfolg trotz grösster Anstrengungen nicht einstellen wollte. Er hatte sich richtiggehend in etwas hineingesteigert und nach seinem Jackpot-Debakel (nichts von «optimalem Timing» – Toto ist völlig leer ausgegangen; siehe Tabelle: Teilnahme Nr. 25) einen Zusammenbruch erlitten. Glücklicherweise hat ihm eine Ärztin nach eingehenden Tests bestätigt, dass er weder spielsüchtig ist noch an einem Spielzwang (sog. «obsessive compulsary disorder»; OCD) leidet. Sie hat ihm keine Medikamente verschrieben, sondern als beruhigende Massnahme empfohlen, sich mit der Frage des biologischen Zwecks von Spielen zu beschäftigen.
Bei der Lektüre von «What is Play For? Sexual Selection and the Evolution of Play»
ist Toto vieles klar geworden. Seinen Kummer konnte er dabei vergessen und ist nun wieder etwas zur Ruhe gekommen.
- Um sich vor den Ziehungen etwas zu zerstreuen, besucht Toto die Dienstagsabend-Lesegruppe der Anonymen Digitalisierungs-Agnostiker (ADA). Zurzeit lesen sie das Buch «Automate This: How Algorithms Took Over Our Markets, Our Jobs, and the World» von Christopher Steiner. Am letzten Treffen haben sich die ADA die NPR-Episode 396 angehört. Darin erzählt Thomas Peterffy von seinen Automaten. Toto möchte nun seine Webseite ebenfalls automatisieren, um nicht zweimal pro Woche die Statistiken von Hand nachführen zu müssen. Vielleicht findet er ja einen Programmierer, der ihm hilft.
- Eigentlich wollte Toto international diversifizieren dabei hat er an ausländische Lotterien – zum Beispiel in Neuseeland – gedacht. Leider hat ihm die Schweizer Volksbstimmung vom 10. Juni 2018 zum Geldspielgesetz einen dicken Strich durch die Rechnung gemacht. Um ja nicht in die Illegalität abzurutschen, beschränkt sich Toto deshalb weiterhin auf die Teilnahme am Schweizer Zahlenlotto.
- Toto denkt strategisch – im Sinne des Langfrist-Ziels von regelmässig hohen Lottogewinnen – und handelt taktisch, gemäss der «Attractive Lottery Honey Pot Theory» (ALHPT): Je mehr Honig im Topf vorhanden ist, desto mehr andere Lottospieler fühlen sich davon angezogen, die den Topf – den Jackpot, um genau zu sein – ihrerseits (= weitere Bienen) mit ihren Spieleinsätzen (= zusätzlicher Honig) füllen. Somit wäre es extrem kurzfristig gedacht, den Topf frühzeitig zu leeren und anschliessend wieder lange auf die erneute, in der Anfangsphase langsame Befüllung zu warten – treu der kanada-indianischen Volksweisheit: Des gierigen Bärs Lust nach Honig bleibt ungestillt. Wer zu lange wartet und zu zaghaft ist, geht leer aus (weil vor ihm ein anderer Bär den Honigtopf geleert bzw. den Jackpot abgeräumt hat). Das richtige Timing ist somit entscheidend (oder wie die Anlageprofis zu sagen pflegen: «Timing is everything»). Um den richtigen Moment zu erwischen, folgt Toto einem komplexen mathematischen Algorithmus, der sog. «Non-stationary Adapative Clearing Sequence» (NSACS), um den Ertrag in seinem wiederholten Gewinnspiel zu maximieren. Gewinnentnahme ist etwas für Anfänger, abgebrühte Spieler entscheiden sich für Re-Investion (Toto kann nachvollziehen, weshalb Amazon keine Dividenden auszahlt).
Scheinbar ausbleibende Gewinne sind somit mehr ein Mittel zum Zweck und keinesfalls ein Hinweis auf fehlenden Erfolg. Auf diesen feinen Unterschied legt Toto viel Wert. Er lässt sich auch nicht von seinen Kollegen beirren, die diese Argumente als leeres Gerede abtun, gleichsam als Ersatzhandlung zum Zwecke der Realitätsverweigerung, um die kognitive Dissonanz zwischen bitterer Wirklichkeit einerseits und kühner Wunschvorstellung andererseits wenn auch nicht zu beseitigen, so doch zumindest auf ein erträgliches Mass zu verringern. Für Toto ist jedoch alle unter Kontrolle, im grünen Bereich: Kein Bedarf für eine Coping-Strategie. Die Hunde bellen, die Karawane zieht weiter.
- Toto macht sich Sorgen, dass ihm die Finanzmittel für die erfolgreiche Umsetzung seiner Anlagestrategie ausgehen. Er überlegt sich Möglichkeiten, Dritt-Investoren an seiner Lottospielstrategie teilhaben zu lassen, ihnen quasi einen proportionalen Anteil an seinem Eigenhandel zugänglich zu machen. «Crowdfunding» wäre aus seiner Sicht ein optimales Instrument. Er fürchtet aber, dass die Finanzmarktaufsicht seine Geschäftsidee missverstehen könnte. Toto möchte sich dieser Gefahr nicht aussetzen und hat deshalb seinen Patenonkel um weiteres «Seed Money» gebeten. Zum Glück hat Toto bald Geburtstag…
- Toto denkt ganzheitlich und liest aus diesem Grund Fachartikel, wie der Lottogewinn das Verhalten der Beglückten verändert. Etwas mehr Geld im Haushaltsbudget und – hoppla, Verlustängste – denkt man konservativer (siehe hierzu «A lottery win could change they way you vote» von BBC-Future, 26.10.2018; und den Artikel «Does Money Make People Right-Wing and Inegalitarian? A Longitudinal Study of Lottery Winners»). Dieser psychologische Befund hat Toto nicht überrascht.
- Gieriger Lotto-Affenavocado: Der Kommentar «Zum 200. Geburtstag: Ein Lob auf Marx» in der Neuen Zürcher Zeitung (NZZ) vom 05.05.2018 enthielt eine Aussage, die Toto empört hat: «Der Bourgeois ist ein privilegierter Schmarotzer. Er huldigt in den Augen Marxens jenem Giertraum, dem bis heute Börsenspieler und Lotto-Aficionados verfallen sind: dem Traum vom leistungslosen Einkommen.» Als ob Totos Lottospiel nichts mit Einsatz, echter Leistung und harter Arbeit im Schweisse seines Angesichts zu tun hätte. Pfui, solch skandalöse Anwürfe verbittet er sich. Da Toto zudem die ganze Lotto-Wertschöpfungskette kennt, fühlt er sich durch seinen (Arbeits-)Beitrag auch in keiner Weise entfremdet.
- Tiere haben ausgeprägtere Sinne und Instinkte als Menschen. Deshalb hat sich Toto überlegt, ob er allenfalls mit Hilfe tierischer Unterstützung, schneller zum grossen Lottogewinn gelangt. Bei einem befreundeten Hühnerhalter hat er nach einem sehbehinderten Huhn gefragt (getreu dem Sprichwort: «Auch ein blindes Huhn findet einmal ein Korn»), erhielt vom Hühnerhalter jedoch eine Absage. Der Versuch mit einem Hund, der aus den 42 nummerierten Hundebiscuits die sechs Richtigen hätte erschnuppern müssen, ist leider misslungen. Der Hund hat alle Leckereien zum wiederholten Male aufgegessen. Das Meerschweinchen der Nachbarn widersetzte sich der Spielanordnung und lief immer in die falsche Richtung. Bei einem japanischen Versandtierheim hat Toto nun einen Lottozilla bestellt. Dabei handelt es sich um ein kleines Reptil, das aus einer Lottokugel ausgeschlüpft ist. Über die genauen Umstände hielt sich das Tierheim überaus bedeckt. Anscheinend hat eine Echse im Lager einer Pachinko-Halle während eines Gewitters ihre Eier in einen alten Lotto-Automaten gelegt. Bei den Aufräumarbeiten nach dem Unwetter wurden die verwaisten Baby-Echsen von einem freundlichen Arbeiter aufgelesen und ins besagte Tierheim gebracht. Toto freut sich auf das Paket, das auf dem Seeweg zu ihm unterwegs ist. Bis dahin wird er sich auch noch schlau machen, wie ein Lottozilla gehalten wird und welches Futter er benötigt.
- Die Kurzgeschichte «The Lottery» von Shirley Jackson fasziniert Toto immer wieder von Neuem.
Die Spielbilanz
Totos Spielbilanz präsentiert sich folgendermassen:
Die erreichte Performance sollte eigentlich an den Gewinnen gemessen werden, die ein Lottospieler im Schnitt erwarten dürfte. Totos Ambitionsniveau geht jedoch darüber hinaus. Für ihn zählt nur, ob mehr herauskommt, als er investiert. Toto ist sich selbst gegenüber sehr streng. Oft hört er den Vorwurf, dass sein Unterfangen nicht seriös sei und seine «Ausbildung» nichts nütze. Soviel Ignoranz macht Toto traurig:
- Lotto als bewährte «Hedge Fund»-Strategie (siehe Artikel in der NY-Times vom 25.02.1992)
- Aktien-Anlagen als grosse Lotterie (siehe Artikel in der NZZ vom 25.06.2019)
Totos Lotto-Labor
Nach bestandenem Einführungskurs für angehende Lottospieler hat Toto in seiner Freizeit ein CAS (Certificate of Advanced Studies) in angewandter Lottomantik abgeschlossen. Dabei hat es ihm die Analyse von Gewinnergebnissen besonders angetan. In tagelanger – korrekter wäre wohl: nächtelanger – Kleinarbeit hat Toto minutiös die Schweizer Lotto-Ziehungen der vergangenen Jahre zusammengetragen.
In Totos Labor sind somit Zeitreisen zurück zu früheren Ziehungen möglich, die andere Richtung funktioniert leider (noch) nicht.
Eingabe der Zahlen (von 1 bis 42) plus Glückszahl (von 1 bis 6). Jede Zahl darf nur einmal gewählt werden. Bei Eingabfehlern wird das Eingabefeld rot umrandet ().
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | Glückszahl |




Für das Ziehungsdatum vom ergibt sich folgende Auswertung:
*: Sofern es in der Ziehung für diese Anzahl Richtige überhaupt einen Gewinner gab.
Wo geht die Reise hin?
Sollte Toto – im glücklichen, aber überaus unwahrscheinlichen Fall – einen stattlichen Gewinn einspielen, würde er damit als Erstes eine Studienreise nach Las Vegas finanzieren. Dort könnte er seinen auf Lotto beschränkten Erfahrungshorizont erweitern. Ein guter Anlageberater sollte schliesslich die Bedürfnisse seiner Kunden kennen. In Totos Sprache: «Den Weg zur Kundenzufriedenheit ebnen».
Toto möchte sich nicht dem Vorwurf aussetzen, ein Theoretiker zu sein, der zwar viel über Lotto weiss, aber keine Ahnung von echten Finanzinstrumenten hat. Deshalb hat er sich für einen Fortgeschrittenen-Kurs an einer Fachhochschule angemeldet. Dort wird er unter anderem das Arbitrage-Geschäft mit Fussballwetten kennenlernen (Stichwort: risikoloser Gewinn dank länderübrgreifendem Ausnutzen patriotischer Gefühle). Ebenso werden das Buch «Bonfire of the Vanities» von Tom Wolfe (in der deutschen Übersetzung: «Fegefeuer der Eitelkeiten»), die Verfilmung sowie der Film «Trading Places» (in der deutschen Fassung: «Die Glücksritter») besprochen werden. Wegen der begrenzten Teilnehmerzahl und den strikten Zulassungskriterien muss Toto an einem kurzen Kolloquium zu Portfolio-Theorie und Finanzrisiken teilnehmen.
Dazu hat er vorab ein Arbeitspapier eingereicht. Eigentlich wollte er den Experten erläutern, wie er mittels Gezeiten-Rechnung und mit Hilfe eines «Multilayer Perceptron» die Lottozahlen genauer vorhersagen könnte. Seine Freunde haben ihm jedoch davon abgeraten.
Thomas H. aus U., der Toto sehr gut mag und seine Karriere mit Interesse verfolgt, nannte ihn ob seines Lerneifers und unermüdlichen Einsatzes für Lotto eine «Maschine». Da hat Toto geweint und sich die Filme «Blade Runner» & «Alien: Covenant» zum wiederholten Male angeschaut.
Beharrlich glaubt Toto an das Glück des Tüchtigen. In seiner Vorstellung sind die einzelnen Lottoziehungen Wegmarken auf der Strasse zum Glück – gleichsam eine Art Autobahn – zur Gewinnausschüttung. Vor jeder Ziehung erscheint es ihm, als ob er in ein Tunnel fahre und dadurch das (Lotto-)GPS-Signal auf seinem Glücks-Navi unterbrochen wird, d.h. die Orientierung verloren geht. Erst nach erfolgter Ziehung – oder in Totos Welt: bei der Ausfahrt aus dem Tunnel – gibt es wieder eine Information zur Wegmarke. Auf Grundlage dieser Theorie möchte Toto sein Lotto-GPS-Gerät mit Hilfe eines Kalman-Filters ergänzen, um die Chancen auf einen Gewinn zu erhöhen.
Rettung aus grösster Not
Nach der Ziehung vom 21.11.2018 hatte Toto noch genau 75 Rappen auf seinem Lotto-Konto. Viel zu wenig Guthaben, um weiterzuspielen. Toto war verzweifelt. An der Schwelle von «going-concern» zu «gone-concern» wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er keinen Notfallplan erarbeitet hatte, als die Turbulenzen begannen. Ihm war die Liquidität – gleichsam der Treibstoff – zu Fortsetzung seiner Spielstrategie ausgegangen. Angesichts des Absturzes waren alle steuerlich anrechenbaren Verlustvorträge und der antizipierte grosse Lotto-Gewinn irrelevant. Armer Toto. Sein Patenonkel liess Toto jedoch nicht hängen, sondern erwies sich als Retter in der Not: Er schenkte ihm am 23.11.2018 weitere 500 Franken und ein Buch von Samuel Beckett. Bald beginnt die Adventszeit, und danach ist Weihnachten.
Die zweite Rettung
Die Rettung aus grösster Not hat sich in Totos Gedächtnis richtiggehend eingebrannt (siehe oben «Rettung aus grösster Not»). Er hatte sich damals geschworen, nie mehr in eine solch verzweifelte Lage zu geraten, und sich seither noch mehr angestrengt. Nach etwas mehr als einem Jahr – genauer nach der Ziehung vom 11.12.2019 – hatte Toto noch exakt einen Franken auf seinem Lotto-Konto. Was sich langsam, aber immer deutlicher abzeichnete, war Gewissheit geworden: Einmal mehr hatte Toto viel zu wenig Guthaben, um weiterzuspielen. Dieses Mal war es jedoch weniger Verzweiflung, die ihn heimsuchte, als vielmehr ein Gefühl bitterster Enttäuschung, das sich in sein Innerstes frass. Obwohl er wusste, dass er nicht allein war, sondern es anderen vor ihm ähnlich ergangen war, fühlte er sich einsam. Denn Toto hielt sich weder für gierig noch für naiv.
Von Totos Perseveranz (Ausdauer und Beharrlichkeit) und Ernsthaftigkeit, mit der er sein Projekt bzw. seine Ausbildung verfolgte, war Totos Patenonkel überaus angetan. Den Unermüdlichen gehört die Welt. Deshalb unterstützte er Toto am 14.12.2019 erneut mit 500 Franken. Woran, wenn nicht an Lottoziehungen, manifestiert sich die Erkenntnis: «Those who cannot remember the past are condemned to repeat it.». Nicht gelassen, aber wieder etwas gefasster blickte Toto nun in die Zukunft. οὐ φροντὶς.
«Winning Isn’t Everything»
Am Mittwoch, 30.01.2021 waren knapp 38 Millionen Franken im Jackpot. Einmal mehr gab Toto alles, um den Jackpot zu knacken – gleichsam mit dem letzten Einsatz, den sein Budget noch zuliess. Leider ist Hoffnung keine «Business Strategy». Nach der Ziehung war klar: Jackpot leer, nur noch 2.30 Franken auf dem Konto, «game over». Natürlich kennt Toto die alte Weisheit der Sumo-Ringer: «Winning isn’t everything». Gleichwohl sind Momente offensichtlicher Niederlagen bitter. 2020 war in vielerlei Hinsicht ein besonderes Jahr, das die Kostbarkeit der Gesundheit deutlich vor Augen geführt hat. In seinem Homeoffice hat er sich deshalb körperlich wie geistig fit gehalten. Dabei kam ihm die blendende Idee, interessierten Dritten an seiner Spielstrategie partizipieren und sie – abhängig von ihrem Beitrag an die Spielkasse und ihrer Risikoaversion bzw. -affinität – am Erfolg teilhaben zu lassen. Konkret wollte er die Anwartschaft auf zukünftige Lottogewinne, aufgeteilt auf Senior-, Mezzanine- und Junior- Tranchen, verbriefen. Selbstverständlich hätte er einen ansehnlichen Teil der Junior-Tranche im Sinne eines Tatbeweises und zur Erhöhung der Glaubwürdigkeit gegenüber den Investoren auf die eigenen Bücher genommen.
Angetan von soviel Enthusiasmus und in Vorwegnahme gewisser Umsetzungsprobleme dieser Verbriefungsidee spendete sein Patenonkel Toto weitere 500 Franken für die Spielkasse. Im Umschlag mit dem Geld (klassisches Geschenk) war auch noch eine Karte mit dem eigentlich unnötigen Hinweis auf den olympischen Gedanken: «Gewinnen ist nicht alles, dabei sein zählt.» Doch das wusste Toto ja bereits.
Toto möchte nun seine bescheidenen Statistik-Kenntnisse ausweiten, um irgendwann als professioneller Lotto-Anlageberater zu reüssieren. Er lässt sich dazu von folgenden Disziplinen inspirieren:
Alle Angaben ohne Gewähr – alle Zahlungsströme nur fiktiv
Am Wochentag, Datum, um Uhrzeit zum letzten Mal aktualisiert.
Copyright 2017, parkrace.ch – Illustrationen von Andy Fischli
