Ein kalabresisches Huhn beschloss, Mitglied der Mafia zu werden. Es ging zu einem Mafia-Minister, um ein Empfehlungsschreiben zu bekommen, aber dieser sagte ihm, die Mafia existiere nicht. Es ging zu einem Mafia-Richter, aber auch dieser sagte ihm, die Mafia existiere nicht. Schliesslich ging es zu einem Mafia-Bürgermeister, und auch dieser sagte ihm, die Mafia existiere nicht. So kehrte das Huhn in den Hühnerhof zurück, und auf die Fragen seiner Mithühner antwortete es, die Mafia existiere nicht. Da dachten alle Hühner, es sei ein Mitglied der Mafia geworden, und fürchteten sich vor ihm.

 
112. Geschichte aus: Malerba, Luigi: «Die nachdenklichen Hühner», übersetzt von Elke Wehr & Iris Schnebel-Kaschnitz, Verlag Klaus Wagenbach, Berlin; 4. Auflage, 2006 (der Titel des italienischen Originals von 1980 lautet: «Le galline pensierose»)